
Mit einem Augenzwinkern könnte man sagen: Natürlich haben die Italiener die Pasta erfunden – zumindest das, was wir heute darunter verstehen. Denn auch wenn die Ursprünge der Pasta auf die Römer, Etrusker und vor allem die arabische Kultur zurückgehen, haben die Italiener sie zu einem weltweit gefeierten Symbol von Genuss und Kultur gemacht. Niemand kombiniert Pasta und Sauce so perfekt oder macht aus einer einfachen Speise ein kulinarisches Erlebnis, wie es Italien über Jahrhunderte perfektioniert hat.
Die Ursprünge der Pasta
Die Frage, wer die Pasta wirklich erfunden hat, ist komplizierter. Sicher ist, dass die Römer, Griechen und Etrusker einen Vorläufer der Pasta kannten: die “Lagana”. Dabei handelte es sich um dünne Teigblätter, oft mit Fleisch gefüllt und im Ofen gegart – eine frühe Version der heutigen Lasagne. In einem etruskischen Grab bei Cerveteri wurden sogar Werkzeuge gefunden, die zur Herstellung von Pasta nötig sind, wie ein Nudelholz oder ein spezielles Rad für gewellte Ränder.
Die Rolle Siziliens
Eine moderne Form der Pasta entstand vermutlich im 12. Jahrhundert auf Sizilien, beeinflusst durch die arabische Herrschaft. Der Geograph al-Idrisi beschrieb 1154 eine Art Fadennudeln namens triyah, die in Trabia bei Palermo produziert und in Fässern exportiert wurden. Noch heute gibt es in Sizilien und Apulien Gerichte wie massa e tria oder tria e ciceri (Pasta mit Kichererbsen). Die Historiker Alberto Capatti und Massimo Montanari sehen in der arabischen Kultur den Ursprung der trockenen Pasta, die in Sizilien dank des sonnigen Klimas und der windigen Küsten für lange Haltbarkeit optimiert wurde.
Verbreitung in Italien
Schon im 12. Jahrhundert wurde Pasta aus Sizilien bis nach Genua exportiert. Dort wurde sie ab dem 15. Jahrhundert unter Namen wie “trie genovesi” bekannt. Während die italienische Vorliebe für al dente erst später entstand, war Pasta schon früh vielseitig kombinierbar: Ob mit Käse, Gewürzen oder Zucker und Zimt – Pasta war ein Gericht, das auf Adels- und Volkstischen gleichermaßen Anklang fand.
Neapel: Die Pasta wird zum Massenprodukt
Im 17. Jahrhundert führte eine Hungersnot im spanisch beherrschten Neapel dazu, dass Pasta zum Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung wurde. Neue Technologien wie Pressen und Stempel ermöglichten eine günstigere Produktion, und die Neapolitaner verdienten sich den Spitznamen “Makkaroni-Esser”.
Die perfekte Kombination: Pasta und Tomaten
Im 18. Jahrhundert fand Pasta ihren idealen Partner: die Tomatensauce. Dieses einfache, aber geniale Gericht wurde zum Inbegriff der italienischen Küche und eroberte die Herzen der Italiener.
Und was ist mit Spaghetti Bolognese?
Zum Abschluss bleibt noch ein beliebtes Missverständnis zu klären: Spaghetti Bolognese gibt es in Italien eigentlich nicht. In Bologna serviert man traditionell Tagliatelle al ragù – und zwar mit einer frischen, hausgemachten Fleischsauce, die man nie über Spaghetti schütten würde. Und die berühmten Spaghetti Alfredo? Auch die sind in Italien kaum bekannt. Solche Gerichte gehören eher ins Reich der kulinarischen Mythen, die sich weltweit um Pasta ranken.
Aber das zeigt nur eines: Pasta ist ein globaler Star. Ob als Spaghetti Bolognese in Deutschland, Mac and Cheese in den USA oder Penne alla Vodka in Instagram-Rezepten – sie hat alle Herzen erobert, selbst wenn die Rezepte manchmal kreative Abwege gehen.
Am Ende können wir sagen: Vielleicht haben die Italiener die Pasta nicht wirklich erfunden – aber sie haben ihr eine Seele gegeben. Und wer könnte da schon böse sein, wenn jemand seine Spaghetti mit einer „Bolognese“ genießt? Hauptsache, sie werden al dente gekocht!