Über die Geschichte von Kakao und Schokolade ist viel geschrieben worden. Eine verschlungene Geschichte, vom bitteren Maya-Getränk zum sündhaft süssen Genussmittel das sich im Laufe der Jahrhunderte über den ganzen Globus verbreitet hat. Ursprünglich aus Mittelamerika, via Spanien nach Italien, Frankreich, Belgien in Schweiz und die ganze Welt. Wie ist die Schokolade zu uns gekommen?
Schokolade ist ein"Schweinetrank"
Alles begann im Süden Mexikos, mehr als 2000 Jahre vor Christus, in den Bundesstaaten Veracruz und Tabasco. In dieser Gegend wuchs ein Strauch, aus dessen Früchten ein bitteres und sehr scharfes Getränk hergestellt wurde das von Priestern, Königen und Adligen während Ritualen konsumiert wurde. Die Olmeken nannten die Frucht "kakawa" und gewannen daraus das heilige Getränk "xocoatl". Die Maya waren die ersten, die es schaffte, den "Kakawa" zu kultivieren und das Getränk in grösseren Mengen konsumierten. Nach dem Niedergang der Maya wurde das Kakaogetränk von den Tolteken und später den Azteken weiter kultiviert. Es galt als Quelle der Weisheit und Energie, als lindernder Balsam und starkes Aphrodisiakum. Es wurde mit Xochiquetzal, der Göttin der Fruchtbarkeit, in Verbindung gebracht. Die Landung der Spanier um 1520 unter der Führung von Hernán Cortés führte zur Vernichtung der Azteken. Obwohl Kaiser Montezuma II. Cortés mit offenen Armen empfing und ihm eine ganze Kakaoplantage schenkte, fand das für die Europäer ungewohnte Getränk keinen Anklang. So beschrieb der Mailänder Historiker Girolamo Benzoni den Kakao in seiner Historia del mondo nuovo (1565): "Seine Frucht ist ähnlich einer Mandel und wird in Kürbissen von der Größe und Breite einer Wassermelone geboren... sie legen sie in die Sonne, um sie zu trocknen, und wenn sie es trinken wollen, rösten sie es im Feuer, mahlen es mit Steinen und geben es in ihre Tassen... nach und nach temperieren sie es mit Wasser, und manchmal mit ein wenig von seinem Pfeffer (eher Chilipfeffer, Anm. d. Red.), sie trinken es, es scheint eher ein Getränk für Schweine als für Menschen zu sein".
Selig sind die Geniesser
Die Jesuiten jedoch, die viel über die indianische Kultur wussten, erkannten das Potenzial dieses "Schweinetrunks" und hatten die Idee, ihn zu süßen. Vielleicht waren es auch die Nonnen von Oaxaca (Mexiko), die Honig, Zimt und Rohrzucker hinzufügten. Die Schokolade als «Süsse Sünde» fand nun deutlich mehr Anklang. Die Mönche führten die Schokolade über Spanien nach Europa ein. Die erste durch Dokumente belegte Einführung von Schokolade in Europa erfolgte 1544 am spanischen Königshof. Es scheint, dass der Verzehr von Schokolade während des Konzils von Trient - als Nachspeise, aber auch als Gewürz für Wild und herzhafte Gerichte - einen Aufschwung erlebte und die große Tradition der Schokoladenherstellung in dieser Region begründete. Papst Pius V. erlaubte den Verzehr von Schokolade auch während der liturgischen Fastenzeit, da es sich immer noch um ein flüssiges Getränk handelte.
Die ersten Schokoladentafeln in Sizilien
Im 16. Jahrhundert hatte die spanische Krone die Vorherrschaft über Sizilien. Die im Süden Italiens einflussreichen Grafen von Modica, haben das Schokoladen-Rezept wahrscheinliche aus Spanien überliefert bekommen. In Modica auf Sizilien wurde, lange vor den piemontesischen Schokoladen oder den berühmten Schweizer Tafeln, die erste echte massive Schokoladentafel hergestellt. Die Besonderheit in der Herstellung, die noch heute praktiziert wird, besteht darin, dass die Mischung höchstens auf 40°C erwärmt wird. Dabei bleiben die Zuckerkristalle intakt und verleihen der Schokolade eine körnige und raue Konsistenz.
Am Hof der Savoyarden
Dank der spanischen Herzogin Caterina, der Frau von Emanuele Filiberto gelangt die Schokolade um 1560 aus Spanien nach Turin. Ein Jahrhundert später entstand in Turin das erste Schokoladengeschäft Italiens, und die subalpine Stadt konnte sich bereits als eine der europäischen Hauptstädte der Schokolade bezeichnen. In Turin wurde im 18. Jahrhundert die erste einzeln abgepackte Praline erfunden, ebenso wie das "bicerin", ein Heißgetränk auf Basis von Kaffee, Kakao und Milchcreme. Paul Caffarel, der 1826 mit der Herstellung von massiver Schokolade im großen Stil begann, brachte 1865 das berühmte Gianduiotto auf den Markt. Die "Gianduia-Paste" wurde von Michele Prochet kreiert. Um Lieferengpässe beim überteuerten Kakao zu kompensieren, beschloss er die Kakaomasse mit der lokale Haselnuss der Langhe, der sogenannte "tonda gentile" zu strecken.
Schweizer Innovation
Am Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die italienische Schokolade eine Krise. Die Schweizer hatten 1875 die Milchschokolade kreiert. Daniel Peter, ein Kerzenhersteller aus Vevey, steckte wegen der wachsenden Beliebtheit von Öllampen in einer Krise. Er schloss sich mit seinem Schwiegervater François-Louis Cailler zusammen, der bereits die Schweizer Tafelschokolade erfunden hatte, während sein Nachbar Henri Nestlé 1867 als Erster das Milchpulver erfunden hatte, und so war die Milchschokolade geboren. Bis dahin war Schokolade immer nur als dunkle Schokolade genossen worden. Der Prozess der Mechanisierung und Industrialisierung der Schokoladenproduktion führte zu einem Preisverfall und einer Krise der italienischen Schokoladenfabriken. Doch schon bald passten sie sich den neuen Rhythmen an und brachten neue Meisterwerke hervor.
Baci, Ostereier und Brotaufstrich
Die Antwort kam vor allem aus Perugia: dank der Intuition von Luisa Spagnoli und Giovanni Buitoni wurden 1922 die Baci geboren, die ursprünglich "Cazzotti" hießen und auf der Gianduia-Mischung basieren. Während kurz darauf in Turin Ostereier aus Schokolade, die in Ihrem Inneren Überraschungen in Form von gezuckerten Tieren oder gebrannten Mandeln beinhalten hergestellt werden. In Alba erfand 1946 Pietro Ferrereo di Pasta Gianduia zuerst in einer festen Form, dann als Brotaufstrich den er Supercrema nannte. Das 1964 erstmals als Nutella vermarktete Produkt war der Grundstein für die Entwicklung von Ferrero zu einem der grössten Schokoladenhersteller der Welt.